Lexi und Stephan beschäftigen sich hier in der Gärtnerei hauptsächlich mit der Pflanzengesundheit. Neben ihren Bestrebungen, ständig die Kulturbedingungen zu verbessern, besteht ihre Arbeit im ökologischen Pflanzenschutz. Am vergangenen Samstag luden Sie im Rahmen der diesjährigen Schnupperstunden zu einem Blick in einen spannenden Mikrokosmos ein:
„Stellen Sie sich vor, sie stehen in einem wunderschönen Garten. Barfuß auf weichem Rasen. Hinter Ihnen satt tragende Obstbäume, um Sie herum duftende Rosen und vor Ihnen ein üppiges Gemüsefeld. Es ist ein herrlicher Sommertag. Vögel zwitschern,
Schmetterlinge und andere Insekten flattern durch die Luft. Eine kleine Schnecke mit ihrem Haus zieht langsam vorbei. Und dort eine kleine Wühlmaus buddelt sich durch das Gem….waaassss. Plötzlich kippt die Stimmung, die Wühlmaus hat die Karotten gefressen, die Schnecken den Salat, Raupen knabbern am Kohl, Stare pflücken die Kirschen, Blattläuse saugen an den Rosenblüten und ein Maulwurf pflügt unseren Rasen. Ja, eine Katastrophe. Ein Szenario. Bevor wir nun aber den Kleingartenkrieg anfangen und Dinge tun, die wir später bereuen (10 Jahre alte Insektizide vom Nachbarn holen oder und aus Silvesterknallern Maulwurfstopp-Bomben basteln), lernen wir hier nun den ersten Punkt unseres kleinen 1×1 der Pflanzengesundheit: Keine Panik!
Zwischen Himmel und 20 cm unter der Erde passieren Dinge, die den menschlichen Verstand weit übersteigen. Wären wir nicht so fasziniert von dieser mikroskopisch kleinen Welt, würden wir uns wahrscheinlich eine andere Aufgabe im Leben suchen. Denn manchmal ist es schon frustrierend, ständig zu bekämpfen, aber das Leben findet immer einen Weg.
Doch unsere Arbeit hat auch viel mit Beobachtung zu tun. So haben wir Einblicke in ein Reich, das für das menschliche Auge kaum oder gar nicht wahrnehmbar ist. Es ist eine feinstoffliche Welt. Die der Pflanzen, in der alles mit allem zusammenhängt. Die Pflanzen sind in ständiger Kommunikation mit ihrer Umwelt, sei es über die Wurzel mit Kleinstlebewesen oder über das Blattgrün und durch Duftstoffe mit größeren Insekten und mit uns Menschen. Mit so komplexen Zusammenhängen haben selbst Wissenschaftler ihre Mühe. Aber wenn wir genau hinschauen sind es simple Zusammenhänge, die irdischer nicht sein könnten. Die Pflanze gehört zum Kreislauf der Natur. Und wir gehören dazu.
Wir alle wollen gesunde Pflanzen und nach Möglichkeit wollen wir diese auch noch bedenkenlos verzehren… oder? Dann aber müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass es eine Pflanze ohne Mitesser gar nicht gibt. Und das hat nicht immer etwas mit ihrem Gesundheitszustand zu tun. Vielleicht müssen wir wieder lernen zu teilen? Alle finden den Schmetterling schön, aber niemand toleriert die Raupe auf dem Kohl. Wie viele lieben den Gesang der Stare? Wer noch, wenn sie den Kirschbaum plündern?
Wir sind nicht allein.“
Nach dieser humorvollen Einleitung referierten Sie ausführlich über Schadursachen, das Konzept des Integrierten Pflanzenschutzes, welches vorbeugende Maßnahmen und direkte Möglichkeiten der Bekämpfung beinhaltet und verschiedene Möglichkeiten der Pflanzenstärkung. Sie appellierten an die Verantwortung eines jeden Menschen mit der Bitte, auf chemische Bekämpfung weitgehend zu verzichten, denn alles, was der Mensch in seine Umwelt einbringt, landet schließlich früher oder später auf seinem Teller.
Richtig spannend wurde es im praktischen Teil: nach der Vorstellung der am häufigsten vorkommenden Schädlinge, konnte diese ‚vegetarisch orientierte Konkurrenz‘ direkt an den Pflanzen, bzw. unterm Fadenzähler besichtigt werden.
Aber längst nicht alle Krabbeltierchen gehören in den Bereich der Schädlinge. Auch einige der mit Erfolg in der Gärtnerei eingesetzten Nützlinge, die inzwischen liebevoll ‚unsere kleinsten Mitarbeiter‘ genannt werden, wurden vorgestellt.
Der fachliche Austausch war für alle Beteiligten wertvoll und die Rückmeldungen zur Veranstaltung durchweg positiv. Die Besucher konnten viele Informationen mit nach Hause nehmen – und vielleicht einen ganz neuen Blick auf alles, was da im eigenen Garten lebt und krabbelt. Lexi und Stephan würd’s freuen 🙂
Hallo,
Wann findet das nächste Seminar statt?
Bitte um schriftliche Info!
Herzlichen Dank.
Anna Pirker
Alle Termine für dieses Jahr mit einer kurzen Beschreibung finden Sie in unserem Blog im Beitrag ‚Schnupperstunden 2015‘:
http://blog.ruehlemanns.de/?p=3771
Am Samstag, den 9.5.2015 von 12.00 – 15.00 Uhr dreht sich alles ums Thema: ‚Tee – Balsam für Körper & Geist‘.
Bis bald!
Bitte den Maulwurf nicht als Schädling, Ärgernis benennen,
Nicht umsonst ist er geschützt.
Er drainiert und durchlüftet mit seinen Röhren den Garten mit dem meinen Rasen. Seine Erdhaufen sind im Hochbeet willkommen, denn er hat Engerlinge und Unerwünschtes schon gefressen.
Früher nahm mein Mutter sie deshalb für ihre Topfblumen und zur Anzucht.
Und er sieht auch noch wunderschön aus.
Bei uns Willkommen, bleibt aber nur im Winter , im Sommer ist es zu trocken !
Und mein Mann mußtte auch ersteinmal beruhigt werden.
Und da wo der Maulwurf ist, habe ich keine Wühlmaus!
und gegen die Vielen Insekten helfen mir die Meisen und Singvögel. Es ist ein Freude zu beobachten, wenn sie durch die Pflanzen auf der Suche turnen.
Grüße von Frauke
Am Wochenende ging es unter anderem genau darum, die Sichtweise zu relativieren. Kein Lebewesen ist von grundsätzlich schlecht oder böse und sollte geachtet werden!
„Nützling“ und „Schädling“ sind menschliche Kategorien, die von den definierten Kulturzielen abhängen: der Maulwurf mag jemanden mit englischen Rasen rasend machen, in einem ökologischen oder ganzheitlich bewirtschafteten Garten fügt er sich symbiotisch ein und ist gern gesehener Partner. Die kleine Geschichte am Anfang des Beitrags soll dieses Thema parodieren.