Erlaubt ist, was gefällt. Das ist die Devise bei der Herstellung von Kräuteressig. Egal ob man die klassischen Kräuter bevorzugt oder eine ganz eigene, individuelle Mischung. Bei meinen Variationen konnte ich aus dem Vollen schöpfen und habe wild gemischt, ohne zu wissen, was dabei herauskommt.
Der Essig aus Zimmerknoblauch– und Schnittlauchblüten ist eher traditionell. Er passt hervorragend zu Salaten und auch deftigen Speisen.
Curry– und Olivenkrautessig gehört bei Salaten zu den Allroundern. Wer wie ich auf Oliven- und Currygeschmack steht, wird mit diesem Essig glücklich sein.
Etwas experimentierfreudiger geworden, habe ich beim dritten Essig die Fantasie spielen lassen und mich von den Kräuterdüften und Assoziationen leiten lassen. Lakritzkalmus, Sansho-Pfeffer und Holunderbeeren geben hier den Ton an. Geschmacklich passt er mit seiner süßlichen Note zu leichten Gerichten oder Salaten, die mit Früchten angerichtet werden. Einfach himmlisch zum Beispiel auf einem einfachen Schafskäse-Melonensalat.
Der letzte im Bunde ist ein Blütenessig. Ich habe Lavendelblüten, Orangentagetes und brasilianischen Sauerklee gemischt. Nach den ersten drei Wochen war ich sehr skeptisch. Der Geruch des Lavendels stach extrem raus und ich hatte die Befürchtung, dass der Essig nicht für den Verzehr geeignet wäre, da er eventuell seifig schmecken würde. Als ich ihn jedoch weiter ziehen ließ, nahmen die ätherischen Öle der Tagetes und des Sauerklees ihre Arbeit auf und jetzt ist er ein ganz wunderbarer Essig für die leichte Küche.
Herstellung: Ein hochwertiger Essig mit wenigstens 5 % Säureanteil sorgt für eine gute Qualität. Dabei kann ein Sherry Essig, Weißweinessig oder Apfelessig verwenden werden. Ich habe mich für Weißweinessig entschieden. Ich habe meine Gefäße locker mit frisch geernteten Kräutern befüllt (selbstverständlich gewaschen und zerkleinert) und mit Essig aufgegossen. Bei getrockneten Kräutern kann man mit ca. einem Teil Kräutern auf zwei Teile Essig nichts falsch machen.
Der Essig sollte mindestens 4 Wochen ziehen. Viele Kräuter brauchen einfach ihre Zeit um ihren vollen Geschmack zu entfalten.
Die Kräuter können nach dem Durchziehen entfernt werden oder in der Flasche verbleiben.
Der Essig kann kühl und dunkel gelagert, etwa ein Jahr verwendet werden.
Sollte ein Essig tatsächlich gar nicht genießbar sein, aus welchen Gründen auch immer, kann man ihn immer noch zum Putzen verwenden. Nur nichts wegschütten, wäre ja schade drum.
Fotos: André Wieding