Picobello – Limoncello
„Hey Brigitte! Trink einen Limoncello für mich mit auf Sizilien!“ war einer der häufigsten Sätze vor meinem Urlaub. Ich hatte gar keine Vorstellung, wie Limoncello schmeckt. Bisher hatte ich noch keinen getrunken und er stand nicht zuoberst auf meiner Prioritätenliste für die Urlaubsplanung.
Wie es dann so ist, sitze ich in einer netten Bar am Strand und höre mich „Un Limoncello, prego!“ ordern. Eisgekühlt, bei einem Sonnenuntergang am Meer, traumhaft.
Zurück in der Gärtnerei ging ich an unseren Ponderosa Zitronen vorbei und zack! Der Limoncellogeschmack auf der Zunge nebst Urlaubsgefühl stellte sich ein.
Jetzt war ich von der Idee angetan, Limoncello selbst herzustellen. Damit ich nicht alleine arbeiten, recherchieren und trinken musste, habe ich kurzerhand Heiko und Cynthia mit ins Boot geholt.
Im Netz fand ich verschiedene Rezepte, mit teilweise sehr unterschiedlichen Angaben zum Alkoholgehalt des Trägers. Einigkeit herrscht darüber, dass hochprozentiger Alkohol die Aromen besser aus der Schale löst. Deswegen haben wir uns für 96%igen Weingeist entschieden.
Da unsere Ponderosa Zitronen noch grün waren, haben wir sieben sizilianische Zitronen gründlich gewaschen, abgetrocknet und die Zesten ganz dünn abgeschält. Mitunter haben wir eine grobe und eine feine Raspel genommen. Die weiße Haut der Frucht würde den Likör bitter machen, also vorsichtig raspeln und schälen.
Die Zesten haben wir in den Weingeist (ca. 0,8 Liter) gegeben und es entstand sofort eine Gelbfärbung. „Ist Weingeist gelb?“, fragte Cynthia erstaunt. Nein, natürlich nicht, doch der hohe Alkoholgehalt sorgt dafür, dass der Weingeist seine Arbeit unverzüglich aufnimmt und die Aromen und Farbstoffe aus den Zesten zieht.
Den Ansatz haben wir gut verschlossen eine Woche an einem warmen Ort ziehen lassen.
Aus 400 g Zucker und einem Liter Wasser wird Zuckerwasser für den Limoncello hergestellt. Das Wasser wird leicht geköchelt, bis sich der Zucker vollständig gelöst hat. Idealerweise wartet man bis das Zuckerwasser vollständig abgekühlt ist, wir haben mit einem kalten Wasserbad nachgeholfen.
Nun wurden die zwei Flüssigkeiten zusammengemischt und augenblicklich probiert. Uah! Zitroniger, jedoch sehr „medizinischer“ Geschmack. Das lag vermutlich an dem enorm hohen Alkoholgehalt. Heiko war pfiffig und hatte die Zitronen, von denen wir die Zesten geschält haben, ausgepresst. Dieser Saft war noch im Kühlschrank.
Erneut wurde gemischt – etwa ein drittel Zitronensaft zu zwei dritteln Limoncello. Hm, lecker!
Nach weiteren zwei Wochen ziehen ist er auch ohne zusätzlichen Saft fertig. Jetzt schmeckt er auch pur oder bildet eine tolle Grundlage für Cocktails.
Geduld ist nicht meine größte Stärke und ich wollte unbedingt, mit den noch grünen Zitronen, einen zweiten Durchgang starten. Die am Anfang kräftig grüne Färbung ist nach dem Mischen und Ziehen lassen leider etwas verblasst – dennoch, ein eigener Limoncello à la Brigitte.
Jetzt haben wir beide Sorten im Vergleich verkostet. Der gelbe Limoncello ist aromatisch, fruchtig und lecker, wohingegen der grüne Limoncello extrem wie Medizin schmeckt. Die unreifen Zitronen haben einfach keine Chance gehabt, genügend Aroma entwickeln zu können. Schade.
Jetzt werden wir wohl noch einen dritten Ansatz wagen, allerdings erst, wenn die Zitronen gut ausgereift sind.
Bis dahin! Eure Brigitte
Fotos: André Wieding